Was wärst du geworden, wenn du nicht Physiker:in geworden wärst?
Mein erster Berufswunsch war Autorin, aber da habe ich schnell gemerkt, dass mir die Kreativität fehlt. Ich hatte mir nach der Schule nie eine richtige Alternative zur Physik überlegt, aber wahrscheinlich hätte mir Journalismus auch noch Spass gemacht.
Was begeistert dich in deiner Arbeit bei Belle II?
Ich finde Grundlagenforschung generell unfassbar spannend und vor allem das Wissen einfach nur um des Wissens willen. Ausserdem macht mir das Arbeiten mit Machine Learning Methoden, bei dem man viele Dinge ausprobieren und optimieren kann, viel Spass und gerade bei Belle II gibt es sehr viele Freiheiten, sich an Dingen auszuprobieren. Die Kollaboration ist auch super offen und nett und es ist jeden Tag wieder cool, mit allen zusammenzuarbeiten.
Wie wurde dein Interesse für Teilchenphysik / Belle II geweckt?
Mir gefiel im Bachelor bei der Teilchenphysik im Gegensatz zu beispielsweise der Festkörperphysik das Konzept einer einheitlichen Theorie und daher fand ich Teilchenphysik schon da besser als die anderen Bereiche. In meiner Bachelorarbeit habe ich dann das erste Mal auch etwas mit Machine Learning gearbeitet und fand das cool und diese Methoden lassen sich am Besten in der Teilchenphysik ausprobieren.
Woran arbeitest du gerade und was hat dich daran fasziniert?
In meiner Arbeit beschäftige ich mich damit, den momentanen Triggeralgorithmus für den elektromagnetischen Kalorimeter bei Belle II mithilfe von Graph Neural Networks zu verbessern. Das werden wir vor allem im Hinblick auf noch höhere Luminositäten brauchen. Cool daran finde ich vor allem, dass man neue Methodiken entwickeln und auch direkt ausprobieren kann, an einem Problem, welches wir in Belle II tatsächlich lösen müssen, sodass es nicht einfach nur Spielerei ist. Triggeralgorithmen finde ich auch deswegen spannend, weil man hochkomplexe Berechnungen in kürzester Zeit durchführen können muss und das ein Problem für sich selber darstellt.
Warst du auch in Japan bei Belle II? Wenn ja, was hat am meisten Eindruck hinterlassen?
Leider noch nicht, aber hoffentlich klappt es dieses Jahr. Die Geschichten über Riesenspinnen haben mich aber ein bisschen abgeschreckt.
Was machst Du am liebsten, wenn Du gerade nicht mit Belle II beschäftigt bist?
Ich gehe sehr gerne wandern oder bin generell mit Freunden unterwegs. Eines meiner liebsten Hobbies ist Doppelkopf spielen, in meiner Freundesgruppe haben wir sogar eine Webseite erstellt, auf der wir unsere Spiele eintragen können, ich bin leider nur auf Platz 4 mit 6288 Spielen.
Was war das witzigste Erlebnis, was dir in deinem Arbeitsalltag passiert ist?
Weil ich meiner Arbeitsgruppe unglücklicherweise erzählt habe, dass ich mit 19 mal kurz als Maskottchen gearbeitet habe, haben mich einige Kolleg:innen in ein Eichhörnchenkostüm gephotoshopped (wegen Dark Matter squirrels) und lebensgross ausgedruckt und an unsere Bürotür gehängt.
Was war bisher deine größte Hürde als Physiker:in?
Ich fand die Lockdown-Zeit sehr schwierig. Ich habe in dieser Zeit meine Masterarbeit bei Belle II gemacht und durch die Coronaregeln das hauptsächlich im Homeoffice. Ich fand es super schwierig, mich alleine zu motivieren und auch nicht die direkte Möglichkeit zu haben, Fragen zu stellen oder mit Leuten zu diskutieren. Und Übungsblätter der theoretischen Physik, aber da muss man durch.
Für (Post-)Doktorand:innen: Möchtest du in der Wissenschaft bleiben?
Ich würde auf jeden Fall weiterhin gerne in irgendeiner Weise Forschung betreiben, ob ich dafür an eine Universität oder nicht doch eher in die Industrie gehe, weiss ich noch nicht.
Was ist für dich der verblüffendste/interessanteste wissenschaftliche Fakt?
Es gibt mehr Bäume auf der Erde als Sterne in der Milchstrasse.
Was, glaubst du, wird die nächste (teilchen-)physikalische Entdeckung?
Wahrscheinlich dunkle Materie - wir haben so viele Indikatoren dafür und so viele Experimente, die aktiv danach suchen, dass es eigentlich nur eine Frage der Zeit ist, bis wir eine Signatur finden.